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„Ich trag den Lauscher regelmäßig. Seitdem hör ich Sachen, die ich früher überhört hab.“
Den eigenen Lärm ausschalten und die Stimmen anderer laut und klar hören – das kann der Lauscher. Mit seinen nach außen gerichteten Hörern lädt der Lauscher dazu ein, in die Welt anderer einzutauchen, ungefiltert zuzuhören und weibliche Perspektiven aufzunehmen. Kein Unterbrechen, kein Selbst-Geraune, kein Wegdriften – dank ergonomischer Ohrmuscheln und einem sanft anliegenden Kopfbügel ist der Lauscher so bequem, dass man ihn den ganzen Tag tragen kann – und vielleicht auch sollte.
Sprachliche Machtverhältnisse
In den letzten Jahren sind Begriffe populär geworden, die verschiedene Phänomene und Beobachtungen bei geschlechtsspezifischem Redeverhalten beschreiben. Beispielsweise zeigen mehrere Studien, dass Männer Frauen im Gespräch viel häufiger unterbrechen als umgekehrt. Dieses Phänomen wird auch Manterrupting genannt. In einer Studie der George Washington University unterbrachen Männer ihre weiblichen Gesprächspartnerinnen während einer dreiminütigen Konversation durchschnittlich 2,6 Mal. Frauen hingegen fielen ihren männlichen Gesprächspartnern in der gleichen Zeit nur einmal ins Wort. Eine Untersuchung der Northwestern University in Chicago kam zu dem Schluss, dass männliche Richter des Supreme Courts ihre Kolleginnen ungefähr dreimal so oft unterbrechen wie ihre Kollegen. 1975 ergab eine soziologische Studie von Don Zimmerman und Candace West, dass 98 % der Unterbrechungen in Gesprächen zwischen Männern und Frauen durch Männer erfolgten.
Mansplaining und unausgewogene Redeanteile
Ein weiteres Beispiel sind unausgewogene Redeanteile und Mansplaining. Mansplaining kann als Methode gesehen werden, mit der Männer Frauen unbewusst (oder bewusst) zur Passivität zwingen und ruhigstellen – sie beanspruchen Fachwissen für sich, um Frauen abzuwerten. Mansplaining kann dahingehend interpretiert werden, dass Männer es mehr gewöhnt sind, Gehör zu finden als Frauen. Manterrupting ist wie Mansplaining ein Mechanismus, der Frauen verstummen lässt. Um Geschlechtergerechtigkeit zu ermöglichen, ist es aber wichtig, dass männlich sozialisierte Personen marginalisierten Gruppen Gehör schenken, um eigene verinnerlichte Verhaltensweisen kritisch zu hinterfragen und gemeinsam strukturelle Ungleichheit anzugehen.
Diskriminierung ist außerdem nicht eindimensional. Frauen erfahren nicht nur aufgrund ihres Geschlechts Unterdrückung, sondern auch aufgrund anderer Identitätsmerkmale wie ihrer Hautfarbe, sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder sozialen Klasse. Schwarze Frauen erleben Sexismus anders als weiße Frauen. Queere Frauen und nicht-binäre Menschen haben oft völlig andere Kämpfe als cis-heterosexuelle Frauen. Indem Männer diesen verschiedenen Perspektiven Gehör schenken, können sie besser verstehen, wie tief und vielschichtig Unterdrückung wirklich ist. Aktives Zuhören ist ein entscheidender Schritt, um Diskriminierung zu erkennen und zu überwinden. Nur wenn Männer ihre Kommunikationsmuster überdenken und sich bewusst um Gleichgewicht bemühen, können sie dazu beitragen, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Respekt, Empathie und gegenseitigem Verständnis basiert.
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Feminismus bleibt Handarbeit
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